Editorial FUNKAMATEUR 7/2024
IOTA begeistert seit 60 Jahren
Ein Diplomprogramm, das im 60. Jahr seiner Existenz noch immer Hunderte Funkamateure weltweit dazu animiert, Punkte zu sammeln und zu verteilen, hat zweifellos bewiesen, dass es beliebt und aktuell ist. Ich spreche von Islands On The Air, kurz IOTA.
Das Inseldiplom blickt auf eine interessante und wechselvolle Geschichte zurück. Am Anfang stand die Idee des KW-Hörers Geoff Watts, dann übernommen vom britischen Amateurfunkverband RSGB, zeichnet jetzt die IOTA Ltd. dafür verantwortlich. Seit den RSGB-Tagen ist IOTA bis heute eng mit dem Namen Roger Balister, G3KMA, verbunden.
Ein Blick in die eigene QSL-Kartensammlung zeigt, dass spätestens Anfang der 1990er-Jahre die aufgedruckte Referenznummer sowie das IOTA-Logo mit der Palme und der RSGB-Raute immer präsenter wurden. Von Großbritannien ausgehend fand IOTA in aller Welt Freunde und mancherorts eine engagierte Fangemeinde. So auch bei uns in Deutschland.
Dabei ist das Regelwerk, ähnlich wie beim Platzhirsch DXCC, nicht gerade einfach. Aber vielleicht macht gerade dies einen Teil des Reizes aus. Ein weiterer Aspekt ist die Möglichkeit für Insel-DXpeditionäre, Abenteuer und Außergewöhnliches erleben zu können. Um eine Insel „in die Luft zu bringen“, muss man oft gar nicht weit reisen.
Die ganz seltenen und schwer zu aktivierenden Riffe oder Felsen der „Rockall-Klasse“ verlangen mitunter mehr Kraft und Einsatz als seltene DXCC-Gebiete.
Letztere zählen gelegentlich auch für IOTA und die beiden großen Diplomprogramme treffen sich dann zu beiderseitigem Nutzen. Längst erhalten IOTA-DXpeditionen finanzielle Unterstützung, ohne die man einsame und mitunter lebensfeindliche Inseln als Funkamateur niemals betreten hätte. Auf der anderen Seite haben wir die großen Inseln mit dort permanent ansässigen Funkamateuren, die wohl in jedem Log eines Inselsammlers auftauchen.
Dazwischen befindet sich das eigentliche IOTA-Kapital. Es sind Hunderte Inseln und Inselgruppen, die es zu aktivieren gilt. Sie sind das, was wir als „semi-rare“ bezeichnen: nicht so richtig selten, von DX-Stiftungen nicht gefördert und trotzdem bei vielen IOTA-Teilnehmern noch nicht bestätigt. Solche Inseln werden durch zahlreiche kleine DXpeditionen mit oft erheblichem Aufwand und Engagement oder einfach quasi nebenbei im Urlaub aktiviert. Das ist es, was dieses Diplomprogramm am Leben hält und ihm neue Interessenten zuführt. Dabei werden die meisten Punkte für das IOTA-Diplom generiert. Der 60. Geburtstag ist eine gute Gelegenheit, all jenen zu danken, die sich auf den Weg machen und von solchen weniger seltenen Inseln funken.
Zweifellos hat uns die noch nicht lange zurückliegende Corona-Pandemie einen gewaltigen Dämpfer in Bezug auf DXpeditionen beschert. Wir haben uns gerade davon erholt und dank der guten Ausbreitungsbedingungen des 25. Sonnenfleckenzyklus sind auf den Bändern wieder allerhand DX- und IOTA-Stationen zu erreichen.
Dennoch sind die IOTA-Aktivitäten hinsichtlich ihrer Anzahl noch nicht wieder an jenem Punkt, an dem sie sich vor der Pandemie befanden. 60 Jahre IOTA stehen 2024 im Mittelpunkt der Amateurfunkmesse Ham Radio und auch vieler kleiner Funkaktivitäten. Ich hoffe sehr, dass daraus ein Impuls entsteht, der zusätzliches Interesse bei IOTA-Sammlern und -Aktivierern weckt.
Enrico Stumpf-Siering, DL2VFR