Doch keine Blitze auf der Venus?
2023-10-16
Im Gegensatz zu einer jahrzehntelang gültigen Hypothese gibt es in der
Venusatmosphäre wohl nur wenige oder gar keine Blitze. Das haben Forscher bei der
Analyse von Daten festgestellt, die von der Parker Solar Probe [Wikipedia] der NASA
gesammelt wurden.
1978 umkreiste die Raumsonde Pioneer die Venus und entdeckte Hunderte von
Kilometern über der Venusoberfläche sog. Whistler. Dies sind
niederfrequente Radiowellen, die sich entlang magnetischer Feldlinien ausbreiten.
Auf der Erde werden sie oft von Blitzen erzeugt. Deshalb ging man bis jetzt davon
aus, dass es in den Wolken der Venus blitzt, obwohl nichts Derartiges
beobachtet wurde.
2021, während des vierten Vorbeiflugs, entdeckten die elektrischen und
magnetischen Feldsensoren der Parker Solar Probe ebenfalls Dutzende Whistler
auf der Venus. Die Sensoren der Raumsonde sind empfindlicher als jene vorheriger Sonden. Damit konnte man nun feststellen, dass
diese Blitze nach unten zielen, zur Venusoberfläche hin. Die von Blitzen erzeugten Whistler auf
der Erde sind dagegen nach oben in den Weltraum gerichtet.
Die Forscher gehen deshalb aktuell davon aus, dass die Wellen nicht durch Blitze
oder andere atmosphärische Prozesse entstehen, sondern durch Prozesse von
außerhalb, aus dem Weltraum: Eventuell durch magnetische Prozesse auf der Nachtseite im sogenannten
Magnetschweif, bei denen die Magnetfeldlinien der
Venus brechen und sich neu verbinden. Dadurch könnten Energiestöße freigesetzt werden.
Genauer soll dies beim letzten Vorbeiflug der Parker Solar Probe erforscht
werden, wenn sie 250 Meilen (etwa 400 km) über der Oberfläche des Planeten schweben soll. Die Forscher haben ihre Ergebnisse in den Geophysical Research Letters veröffentlicht.
DL2MCD