Grünes Fernsehen?
2022-07-07
In der Medienbranche soll die Nachhaltigkeit an Gewicht gewinnen. Im Rahmen des Branchentreffs "Going Green" der Deutschen TV-Plattform am 5. Juli 2022 in Berlin wurde diskutiert, wie Produktion, Distribution und Empfang von audiovisuellen Medieninhalten umweltschonend gestaltet werden können. Dabei stellte sich heraus, dass bei der Inhalteproduktion die Reduzierung von CO2 anhand konkreter Kriterien bereits Fortschritte machte, auch weil einheitliche ökologische Mindeststandards definiert wurden. Auf der Distributionsseite dagegen fehlen belastbare Daten für die Bewertung von Maßnahmen zur CO2-Reduktion. Hier werden weitere Messungen benötigt, um sinnvolle Empfehlungen für die Verbesserung der Energieeffizienz geben zu können. Die Geräteindustrie agiert bereits aufgrund von Gesetzesvorschriften, sieht sich künftig jedoch durch neue Regulierungen seitens der EU mit weiteren Herausforderungen hinsichtlich der Nachhaltigkeit konfrontiert.
Der Arbeitskreis "Green Shooting", ein Zusammenschluss deutscher Produzenten, Sender, Filmförderer und Verbände, hat das Ziel, Produktionen umwelt- und klimaverträglich zu machen und CO2-Emissionen zu minimieren. Bereits heute lassen sich schon 50 % der einst benötigten Energie sparen.
Den tendenziell größten Anteil am Energieverbrauch in der Streamingkette hat das Verteilnetzwerk (25 % bis 35 %), aber auch die Auflösung des Signals spielt eine wichtige Rolle. Bei UHD-Streams steigt der Energieverbrauch bis zum Dreifachen gegenüber HD. Bei der Verbreitung kommt es auf den Inhalt und den Kunden an, der immer öfter Inhalte über Streaming nutzt. Livesendungen bleiben auch hinsichtlich der Energieeffizienz eine Domäne des klassischen Rundfunks. Generell ist zu sagen, dass Streaming nicht nur teurer, sondern auch weniger nachhaltig als Rundfunk ist.
Hersteller von Fernsehgeräten haben bei der Energieeffizienz in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt, doch die Geräte noch weiter zu optimieren, ist schwierig. Die Relevanz des Energielabels für TV-Geräte ist als Kaufkriterium gesunken, da sich dank neuer Berechnungsmodi nahezu alle Geräte in derselben Energieklasse befinden, was dem Verbraucher keine Orientierung mehr bietet. Elektronische Produkte, die das Ende ihrer Nutzungszeit erreicht haben, sind kein Müll, sondern eine Quelle für wiederverwertbare Rohstoffe. Um diese zu sichern, müssen sie fachgerecht entsorgt werden − für mehr Nachhaltigkeit und eine funktionierende Kreislaufwirtschaft.
WES