Vor 55 Jahren: Flüche im Weltall
2024-05-24
Funkamateure, Wissenschaftler und Astronauten sind cool und sachlich. Immer. Auch bei Stress.
Nein, natürlich nicht. Auch Astronauten sind nur Menschen und wenn etwas partout nicht funktionieren will und gar lebensgefährlich wird, werden die einen zwar ganz still und melden nur „Houston, wir haben ein Problem“ – wohl die berühmteste Untertreibung der Raumfahrt. Andere jedoch laut. Dummerweise hört das dann über die Funkverbindung die ganze Welt.
Vor dem Unglücksflug Apollo 13 lag unter anderem die Mission Apollo 10. Wo alles für die Mondlandung von Apollo 11 ausgetestet wurde, jedoch ohne selbst landen zu dürfen. Der letzte Testflug vor der Landung war jedoch aus gutem Grund angesetzt worden: Die Starts der Saturn-V-Rakete verliefen keineswegs rund, der sogenannte Pogo-Effekt, eine bei Raketen mit Flüssigbrennstoffen entstehende Instabilität durch Rückkopplung der Beschleunigung auf die Triebwerke, sorgte mindestens für heftige Übelkeit, führte aber auch ohne Gegenmaßnahmen zur völligen Zerstörung von Raketen. Auch die Trennung des Mondlandemoduls klappte infolge eines Bedienfehlers der Crew nicht wie vorgesehen und sorgte zunächst für heftiges Trudeln.
Die Mannschaft von Apollo 10 – Tom Stafford, Eugene Cernan, und John Young – war bereits im Gemini-Projekt raumfahrterprobt. Gene Cernan und John Young durften später auch bei Apollo 16 bzw. Apollo 17 auf dem Mond landen. Bei Cerman war dies jedoch zunächst gar nicht so sicher – wegen seines Gefluche auf der Apollo-10-Mission musste er sich später öffentlich dafür entschuldigen, nachdem sich unter anderem Reverend Dr. Larry Poland, Präsident des Miami Bible College, darüber beklagt hatte, dass „Apollo 10 eine Sprache auf die Reise zum Mond geschickt habe habe, die eher auf eine Toilettenwand gehöre“.
Der Reverend vergab Cerman, dieser jedoch dem Priester nicht. Heute lebt keiner der Astronauten von Apollo 10 mehr. Geblieben ist nur das Buch von Eugene Cerman über seinen letzten Mondflug – sicherlich wurde der Text vom Verlag sprachlich bereinigt.
DL2MCD